13 septembre 2011

„Der Schwächste fliegt“ oder: Wie man eine Wohnung in Frankfurt findet, Part I

Am Anfang war das Motivationsschreiben. Sechs Mal habe ich verschiedene Universitäten davon zu überzeugen versucht, dass genau ihr (und nur ihr) Masterprogramm meinen Wünschen entspricht, warum genau ich zu genau diesem Studium passe und warum ich so super motiviert bin. Labern kann ich zwar recht gut, doch natürlich war das schwierig. In Frankfurt/Main angenommen, wartete jedoch noch eine viel größere Herausforderung auf mich: Die Wohnungssuche.

Leipzig mit seinem ca. 20%igem Wohnungsleerstand ist ein Witz gegen Frankfurt. Die Nachfolge für mein Zimmer hier gestaltet sich entsprechend alles andere als leicht. Geeignete Leute, denen wir zusagen, wollen die Wohnung nicht. In Frankfurt hingegen erscheint es, als wäre eine WG-Zusage schwerer zu ergattern als ein Lotto-Gewinn. Zunächst sind da die Mietpreise. Anderthalb bis doppelt so viel Miete wie in Leipzig zahlt man für ein kleineres Zimmer; folglich schließt man einen großen Teil des Angebots schon aus, wenn man sich ein Miet-Limit setzt. Weiterhin ist nur von einer 10%igen Feedback-Quote auszugehen, sprich: Wenn ich zehn Anfragen abschicke, kommt eine Antwort zurück – und die kann dann durchaus auch lauten: „Tut mir leid, aber das Zimmer ist inzwischen schon vergeben“.

Mit viel Geduld habe ich mir dann doch ein umfangreiches Besichtigungsprogramm zusammenstellen können. Dabei sind natürlich Zeiten leichter zu koordinieren als Orte, sodass ich von einem Ende der Stadt gern mal zum anderen Ende und wieder zurück gefahren bin. Frühes Aufstehen am Sonntag und 60minütige Straßenbahn-Fahrt nach Fechenheim ersparen einem leider nicht ein freundliches „Ne… sorry, ich hab jetzt gestern schon jemand anderem zugesagt.“ ... Ist doch kein Problem – ich hab ja Zeit und suuuuper gute Laune – eine Vorwarnung ist in Zeiten von Web 2.0 und Mobiltelefonen auch  nicht zu erwarten....

Wird einem dann doch nicht die Tür vor der Nase zugeschlagen, stehen Wohnungsrundgang und Kennenlern-Gespräch an. Und das immer und immer wieder. Tabus gibt’s dabei keine, Fragen aller Art gilt es zu beantworten:

Verhalten in Prüfungszeiten? Äh…
Handwerkliche Fähigkeiten? Naja…
Lautstärke des Subwoofers? Regelbar.
Sauberkeit? Regelbar. 
Kochkunst? Vorhanden.
Meinung zum Solidaritätszuschlag? Peinliche Pause.
Besonders angenehm sind sogenannte Mitbewohner-Castings mit mehreren Leuten, die alle in dieses eine Zimmer wollen. („und glaub mir, ich bin eigentlich auch kein fan von solchen wg-"castings", aber wir werden euch zu dritt einladen.“) Die Ärmel werden hochgekrempelt, die Nackenhaare stellen sich auf und die Gladiatorenkämpfe können beginnen: Geheucheltes Interesse für deine Mitbewerber, aufrechte Sitzhaltung, kleiner Gag am Ende des Satzes, die hochgezogene Augenbraue und weitere Mittel aus der Trickkiste. Bin ich jetzt im Recall? 

Dann gibt es da noch die Informatik-Studenten – „Irgendwann wird das mit der Konversation schwer“ (Klischee erfüllt – gilt natürlich nicht für bekannte Azubis ;)  - die Stewardessen – „Wir wollen schlafen!“ und die Kuschel-WGs – „Alles kann, nichts muss.“ Am Ende des Tages stellt sich dann dieses blöde Bauchgefühl ein, wenn man nicht weiß, ob der persönliche Favorit einen auch favorisiert...

Fortsetzung folgt. Leider. (Teil 2 "Hoecker, sie sind raus")

1 commentaire:

Willi a dit…

Solidaritätszuschlag? Na wenn ich dann in FaM wohne, sieht das natürlich gleich ganz anders aus :-D

Oh.. viel Erfolg bei deinem Recall und der Suche nach dem heiligen Gral. Ich leide gleich mit, wenn ich so was lesen muss. Aber trotzdem bin ich sicher, dass du das hinbekommst.